25. Februar 2014 – Dienstag

Gestern Abend war ich richtig klasse Essen. Vom Hotel hatte ich eine Restaurantempfehlung bekommen und einen Gutschein. Zunächst etwas skeptisch, hatte ich mich schließlich doch durchgerungen, in dem Eckrestaurant einen Fensterplatz einzunehmen. Und draußen war die Hölle los. Unzählige Motorräder wurschteln sich durch den dichten Rushhour-Verkehr. Mal sitzt nur eine Person obenauf, mal zwei mal eine Familie zu viert, natürlich alle ohne Helm. Neben den vielen Hondas, Yamahas und chinesischen Fabrikaten sehe ich auch eine 125er Duke von KTM. Da nicht nur ich die Leute draußen beobachte, sondern auch Passanten sich die Gäste hier drinnen anschauen, kriegt der KTM Pilot meinen gehobenen Daumen mit. Beim Sprung der Ampel auf Grün gibt der, von mir gebauchpinselt, mächtig Gas und lässt die anderen Rennfahrer weit hinter sich.

Serviert wurde mir eine Flasche Wasser, eine gut mundende 3/8 Liter Flasche 2013er Cabernet Sauvignon aus der Mendoza Gegend, Panecillos mit pikantem Aufstrich, zwei mit Käse überbackene, auf den Punkt zubereitetet Steak Medallions auf einer Cremesoße, ein süßgekochter Apfel, viel zu viel frittierte Kartoffeln. Als Nachtisch gönnte ich mir einen Flan mit einem Espresso. Für Umgerechnet 11€. Für mich ein voller Erfolg.

Jetzt sitze ich Richtung Süden fahrend auf meiner Twin. In den Regenkombi bin ich schon in der Hotelgarage hineingeschlüpft hoffend, dass der Regen dann nicht so ergiebig wird. Die Fahrbahn der RN 157 ist nass, doch oben sind die Schleusen geschlossen. Kühl, aber mit der auf halber Kraft laufenden Griffheizung, erträglich. Ich will heute richtig Kilometer machen. In Colonia Caroya hatte ich mir heute Morgen bereits eine Bleibe für die Nacht ausgeguckt. Ich halte eisern den Lenker fest, wage es nicht anzuhalten bis die erste Hälfte der Kilometer abgespult ist. Nein gar nicht wahr. Eine Polizeikontrolle mitten im Nichts, stoppt mich und will meinen Pass und das Zolldokument vom Motorrad. Das war das zweite Mal auf, jawohl, heute sind die zwanzigtausend Kilometer voll geworden.  Zwischendurch mal leichter Regen mal trocken, mal sogar trockene Fahrbahn, seitlich grün oben immer grau, wie so oft zu Hause bei uns.

Der zweite Teil wird dann heftiger. Der Wind bläst stürmisch von vorn und aus dem dunkelgrau fällt immer mehr lluvia. Zwischen den stulpenlosen, die  Nässe aufsaugenden Handschuhen und den Ärmeln der Regenkombi schauen meine, von den vielen seligen Sonnenkilometer braungebrannten Handgelenke, heraus. Jetzt kriecht die Kälte von hier in meinen Körper. Dann urplötzlich stehende Fahrzeuge vor mir mit Warnblinklicht. Frech fahre ich gesittet vielleicht zwei Kilometer an ihnen vorbei. Ein Bergungstrupp versucht einen verunglückten Lastwagen zu bergen. Meine Frechheit, an den stehenden Autos vorbeizufahren wird belohnt. Mein Motorrad passt an der beengten Unfallstelle vorbei und der Polizist gibt mir grünes Licht.

Noch einen zu schnell in die Kurve gegangenen Lastwagen, der mit einem mobilen Kran auf die Räder gestellt werden muss, sehe ich, bevor ich die Tankstelle in Jesus Maria, so heißt der Ort wirklich, zum Tanken aufsuche.

Und dann passiert mir der Knüller des Tages. Steif vor Kälte finde ich mein Wunschhotel nicht. Ich kehre um, gehe in das zuvor gesehene Hotel und werde mit „ Servus“  begrüßt. Luis, der Chef hatte mich bei der Suche nach meinem Favoriten schon vorbeifahren sehen. Er hatte 14 Jahre in München, Bozen und Mailand gearbeitet, führt jetzt sein eigenes Domizil. Meine Africa Twin darf in seine Garage, ich wärme mich unter seiner heißen Dusche, sein Mitarbeiter gibt mir Tipps für meine Weiterreisen nach Mendoza.

Herz, was willst du mehr.