Schon beim zweiten aufwachen scheinen Sonnenstrahlen in mein Zimmer. Frühstücken, die Wäschestücke, die ich zur Reinigung abgegeben hatte, sind noch klamm, aber meine weiße Außenhaut strahlt wieder. Einen Wehrmutstropfen hat der der schöne Morgen. Mit meinen robusten Motorradstiefeln versuche ich so leise wie möglich durchs Hotel zu stapfen. Mit einem Schritt schießt mir ein stechender Schmerz in den Rücken, der mir den Atem stocken lässt. Weder dehnen noch setzen bringt Linderung, ich befürchte, nicht auf die Sitzbank zu kommen. Doch Luis hilft mit Schmerzmittel aus. Für den Fall, dass die Schmerzen noch schlimmer werden sollten, würde ich zurückkehren und seinen Arzt aufsuchen.
Ich finde eine erträgliche Position auf der Sitzbank, versuche mich häufig an die Schmerzgrenze zu dehnen. Ich rolle in die Peripherie von Cordoba. Neben mir taucht eine 1150 GS auf. Ob ich Hilfe bräuchte, höre ich zunächst in Spanisch, quasi zeitgleich in Englisch. Ich denke ja, ja, doch er bleibt hartnäckig. Während der Rotphase lädt er mich auf einen Kaffee ein. Es wird grün, ich folge ihm.
Wir parken an einer Tankstelle, er bietet mir einen Platz an und verschwindet in den Servicebereich. Rodrigo erklärt mir, dass es hier üblich ist, offensichtliche langzeitreisende Motorradfahrer einzufangen und, wie er sagt, den Spirit der Reisenden aufzusaugen. Wau, mir stellt sich meine Körperbehaarung hoch. Bald sitz sein Kumpel Gabriel mit am Tisch. Worüber reden Motorradfahrer, wenn gleich neben unserm Tisch eine ehemalige Werksdakarmaschine von KTM steht. Die gehört dem dreimaligen Dakar Teilnehmer Fernando Davi, der auch bald mit an unserem Tisch sitzt. Aus geplanten zehn Pausenminuten wird eine Stunde. Als die Einladung zur Übernachtung bei meinem Schnapper kommt und mir das jeden Donnerstag stattfindende Asado schmackhaft gemacht wird, reiße ich mich los. Die Ablehnung fällt mir schwer. Mit weniger Schmerz im Rücken hätte ich die Erfahrung nicht missen wollen.
Mit den Tipps meiner neuen Freunde, lasse ich mir viel Zeit für die anstehenden 100 kurvenreichen Kilometer, denen langweilige 500 Kilometer bis Mendoza, mein für morgen anvisiertes Ziel, folgen sollen. Die Berglandschaft der Sierra Cordoba ist nicht sonderlich aufregend, doch scheint sie für viele Argentinier ein Kurzurlaubsziel darzustellen. Der vermehrte Verkehr und die zahlreichen Souvenirsbuden sind eindeutige Zeichen.
Allzu schnell verfliegt die kurvenreiche Abfahrt. Ich höre noch den Rat, nicht in Villa Dolores zu Übernachten sondern einen Ort zuvor in Mina Clavero. Das sei gemütlicher, erholsamer, urlaubshafter. Ich versuche natürlich mein zuvor ausgesuchtes Hotel zu finden und lande in Villa Dolores. Ein Spaziergang durch den endlos langen Ort, bestätigt die Einschätzung meiner Motorradfahrer.