21. November 2013 – Donnerstag

Am Fährbüro werden unsere Reisepässe und die Einfuhrdokumente der Motorräder benötig. Deutschland lässt grüßen. Trotz einer Inlandverbindung wird so der Ticketkauf zur Stundenarbeit ausgedehnt. Zwei Passagen stehen uns bevor. In gut drei Stunden bringt uns die erste Fähre nach Vodudahue. Das Meer hier im Fjörd ist ruhig. Die Sonne heizt uns anfangs kräftig ein. Gegen Ende der ersten Verbindung ist der Himmel zugezogen, ein kalter Wind hat das Außendeck leergefegt.
Den venezuelanische KLR 650 Fahrer treffe ich an Bord und tausche mit ihm Erfahrungen aus . Er stammt aus Frankreich, heißt Silvana und ist 32 Jahre alt. Ab seinem 24 Lebensjahr ist er auf der Erdkugel unterwegs. Die ersten drei Jahre davon segelte er auf den Ozeanen. Finanziert durch halbjährige Maschinistenarbeit auf Ozeanriesen. Sein aktuelles Steckenpferd ist das Bereisen der Kontinente mit dem Motorrad. Er arbeitet zwischendurch in der Touristenbranche. Den Führerschein hat er in Venezuela für 12 Dollar gekauft. In Lateinamerika speziell in Venezuela werden offensichtlich nur vier Hubraumstärkere Modelle vertrieben. Kawasaki KLR 650, so eine hatte ich 1984. Damals galt der wassergekühlte Vierventiler als Novum. Eine DR 650 und V-Storm von Suzuki sowie Benelli Motorräder sind für bestimmte Bevölkerungsschichten stemmbar. Seine ersten Off-Road Erfahrungen sammelte er auf Tripps nach Kolumbien, Bolivien und Equador. Wenn er Motorrad fährt, dann fährt er von morgens bis abends. Geschlafen wird in Motorradsachen, gegessen und getrunken schnell zwischendurch. Natürlich ist er Ausschließlich alleine unterwegs. Ob er schon mal Angst aätte, beantwortet er mit einem fragenden Gesichtsausdruck. Früher beim Segeln über die Ozeane gab es Situationen die tödlich hätten ausgehen können. Aber auf Land, da bleibst du stehen, was soll da passieren?
Er trifft am zweiten Dezember einen Freund in Ushuaia, will dort eine Woche bleiben und dann an der Atlantikseite bis Buenos Aires fahren. Dann zwei Monate Geld verdienen , um damit das Motorrad durch den Amazonas heimzuholen. Verschämt fragt er mich nach meinem Alter. Zögerlich gebe ich es ihm preis. Dann könne er ja noch lange seine Motorradreisen machen.
Zehn Kilometer Schotterstrecke spulen wir bis zur zweiten und letzten Fähre ab. Kurze Überfahrt und noch sechzig Kilometer bis Chaiten. Ich lasse alle Fahrzeuge, die auf dem Schiff waren vorbei. Kurz genieße ich eine Ruhe, in der ich den exotischen Vogelgesang wahrnehme. Die Schotterstrecke ist gespickt mit tiefen Schlaglöchern. Mit mäßigem Tempo versuche ich sie zu Umfahren was nicht immer geling. Wenn die Carretera Austral Einblicke in die Landschaft zulässt pausiere ich.
In Chaiten finden wir eine geräumige Cabana, die zwei Nächte beherbergt.
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