20. November 2013 – Mittwoch

Alles im Leben hat immer mehrere Seiten. Nie ist etwas optimal, aber etwas ist auch nie eine vollkommende Katastrophe. Irgendwo zwischen den Extremen steht der Schieberegler.
Gestern schockte uns die undichte Wasserpumpe. Aber sie wurde in Osorno beim BMW Händler umgehend repariert. Und unser deutschsprachiger Hotelbesitzer empfahl uns einen landschaftlich anspruchsvollen Streckenverlauf.
Und in der Tat, wir fahren schnell aufs offene Land hinaus. Wir steuern Richtung Osten, den Andenkamm entgegen. Die Straße scheint endlos geradeaus zu verlaufen. Rainer, Theo hintendran ich. Wir fahren versetzt mit gleichem Tempo. Ich komme mir vor wie ein Teil einer Fliegerstaffel im Formationsflug. Kommt eine der seltenen Kurven zeigen mir die beiden die Schräglage, die ich in wenigen Sekunden selbst erfahre.
Rechts und links unserer Route sind Weideflächen. Ich inhaliere das Aroma frisch geschnitten Grases. Auf manchen Grasflächen liegen unzähligen Selageballen. Auf anderen Weiden befinden sich mehreren hundert Rinder große Herden. Kleine Behausungen bieten den Farmern Schutz. Die mittelalterlichen Pflüge von Ochsen und Pferden gezogen, sind von großen Traktoren älteren Datums ersetzt.
Dann erkenne ich ihn vor mir. Den ersten Vulkan in meinem Leben. Der Volcano Osorno. Die nahezu perfekte Geometrie eines Kegels, in saubersten weiß getüncht, wirkt irreal. Es fällt mir schwer den Blick auf die Fahrbahn zu fixieren, immer wieder lenkt er meine Aufmerksamkeit auf sich. Er wächst und wächst mit jeder Minute, die wir ihm näherkommen. Eine kurze Pause nutze ich um diesen Moment für mich zu verewigen.
Rechter Hand befindet sich der Lago Llanquihue. Bei der Umfahrung des östlichen Ufers führt die Straße durch den nach dem See benannten Nationalpark. Wir halten in Ensenada, um unsere Tanks zu füllen. Das kleine Dörfchen scheint ein Touristenmagnet zu sein. Hier wird versucht Gäste mit Kuchen anzulocken. Kuchen wird mit dem deutschen Wort Kuchen beworben. Abends beim Essen in unserer Cabana outet sich Rainer, so wie ich, auch als Kuchenfan. Jetzt wird sicherlich bei nochmaliger Gelegenheit ein Stück Schwarzwälder Kirsch drin sein.
In Puerto Montt wird in einem Supermarkt Nahrung fürs Abendessen aufgenommen. Wir fahren zum Meer runter und sehen vor uns erstmals den Hinweiser Carretera Austral, Routa 7. Links geht’s ab, lange am Meer entlang bis Rampa. Eine Fähre bringt uns noch rüber nach Chaparano. Wir spulen noch 60 Kilometer gut präparierte Piste ab, bis wir Hornopiren erreichen. Ab hier sollen uns zwei Fähren nach Caleta Gonzalo bringen.

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