Gegen zehn Uhr tanke ich die Twin voll. Die Insassen des vor uns an der Polizeikontrolle stehenden Autos werden peinlich genau kontrolliert. Rainer zückt schon seinen Reisepass heraus und nimmt seinen Helm ab. Nein nicht schon wieder den Pass aus meinem Rückentäschchen klamüsern. Um daranzukommen muss ich den Regenkombi, den ich wegen der wärmenden Wirkung trage, die Motorradjacke, die Protektorjacke und den Faserpelzeinteiler öffnen und dann umständlich das Säckchen herauszerren. Doch heute scheint mich jemand zu mögen. Rainer fährt nach dem durchwinken der Polizistin, rechts heran, packt alles wieder ein. Der Wind hält sich heute zurück. Die Ruta 40 steigt südlich von Calafate auf fast 900 Meter über Meeresniveau an. Der Himmel hat sich zugezogen. Einige Wolken berühren in der Ferne den Boden. Es ist klat. Vielleicht nach einhundert Kilometer Stehen wir an der Abzweigung, die uns gute 60 Kilometer asphaltierte Strecke einsparen kann. Es ist aber eine Piste. Hier hatte es kürzlich geregnet. Die Piste ist so zwar staubfrei, aber der Boden besteht aus einer klebrigen tonähnlichen Oberfläche. Als ich anhalte sehe ich den Dreck am Motorschutz und unter dem vorderen und hinteren Kotflügel kleben. Auf Asphalt angekommen haben wir fast die argentinisch chilenische Grenzstation Cerro Castillo erreicht. Beim Fahren macht mein vorderer Kotflügel eigenartige Schwenkbewegungen, als wenn er sich gelöst hätte. Alles ist fest nur die drei Kilo Schlamm hatten ihn bei jeder Unebenheit ungewohnt schwingen lassen. Ich kratze den Melm so gut es geht ab.
An der dem größeren Grenzortklappt unsere Abfertigung rasch. Schnell lässt sich die gute Betonstraße nach Puerto Natales fahren. Hier in Chile sind die Weiden wieder saftig grün, Baumgruppen unterbrechen die Monotonie der Landschaft, schneebedeckte Berge begrenzen unseren Blick in die Ferne. Puerto Natales, die kleine malerische Hafenstadt, empfängt uns mit einer spiegelebenen Meeresoberfläche. Umliegende Berge und der bewölkte Himmel kommen mir so noch erhabener vor. Der gut beschäftigte Mitarbeiter der Touristeninformation erklärt uns den Weg zu einer heute noch nicht belegten Cabana. Sie stellt nicht unser Ideal dar, doch für eine Nacht soll es reichen.
Da wir nun wieder in Chile sind und entsprechend wieder Landeswährung benötigen, wollten wir schnell die nächste größere Stadt, also Puerto Natales anfahren. Dabei sind wir am Torres del Paine Nationalpark, einer der größeren Attraktionen auf dem Weg nach Ushuaia , vorbeigefahren. Ich beschließe für mich diesen Morgen anzusteuern. Rainer und Theo möchten lieber Ushuaia schnell erreichen, um von dort noch Tagestouren zu fahren.