Mario prophezeite mir gestern Abend, dass der Sturm anhalten werde und die geplante siebenstündige Wanderung auf der Nordseite des Torres del Paine nicht ratsam sei. Also bepacke ich die Africa Twin. Mario lässt sich noch zu einem Abschiedsfoto überreden. Der Sturm hat sich in einen erträglichen Wind gewandelt. Ohne Fotopausen komme ich auch auf der Piste zügig voran. Gegen Mittag erreiche ich Puerto Natales, fülle die Tanks auf, prüfe den Reifendruck.
Bald ändert sich die Landschaft. Beidseitig der meist schnurgeraden Asphaltstraße sehe ich steppenartiges Gelände. Die seltener werdenden Baumgruppen sind vom offensichtlich ständig aus der gleichen Richtung kommenden Windes gezeichnet. Mir ist der Wind im Nacken. Nur bei den seltenen Fotopausen merke ich, dass er doch noch da ist. Das Navi zeigt mir noch 120 Kilometer bis Punta Arena an. Die Fahrtrichtung zeigt nun gen Süden, das bedeutet der Wind bläst jetzt von rechts, ist aber locker zu ertragen. Gegen 16 Uhr 30 erreiche ich Punta Arenas. Theo hatte mir seinen Übernachtungspunkt per WhatsApp zukommen lassen. Da ich ohne WiFi Netz diese Daten nicht nutzen kann, starte ich die wenig geliebte Unterkunftsuche. Das erste Hostal erscheint mir zu teuer, die Seniora lässt nicht mit sich Handeln. Wieder aufsitzen Naviunterkünfte laden losfahren. Das zweite Hostal nennt mir den gleichen Preis, keine Verhandlung. Der Senor gibt mir eine Informationsprospekt von einer Unterkunft für Backpackers, gleich die Ecke herum. Eine ältere Senora mit ihrem Enkel auf den Arm bestätigt mir den guten Preis. Das Motorrad soll beim gegenüberliegenden Nachbarn geparkt werden, das Frühstück bestehe aus Kaffee, Brot und Belag sei selbst zu beschaffen, WiFi sei Ehrensache. Meine Euphorie sinkt. Dann zeigt sie mir die maximal dreimal drei Meter großen Räume in denen je zwei Etagenbetten stehen. Ich verabschiede mich höflich. Kurz vor sechs beziehe ich ein Hostalzimmer. Um fast ein Drittel heruntergehandelt, genieße ich ein Bett zum Schlafen, eines als Ablage und ein privates Badezimmer, nicht viel größer als die Nasszelle eines Wohnwagens. Ich schaffe es noch Geld zu tauschen, Kleinigkeiten im Supermarkt mit weihnachtlich musikalischer Untermalung einzukaufen, den Abfahrtort der Fähe zu besichtigen bevor ich in einem Schnellrestaurant das schlechteste Essen der Reise nur teilweise aufnehme.