04. Januar 2014 – Samstag

Siebenuhrdreißig. Ich verlasse das noch schlafende Anwesen. Angenehme Temperaturen tragen mich schnell bis Santiago. Abgezweigt Richtung Westen verfärbt sich der makellos blaue Himmel in eine beigebraune Smogglocke. Offensichtlich scheinen Wald und Wiesenflächen zu brennen. Je näher ich an Valparaiso herankomme desto dichter wird die Rauchwolke. Es kühlt kräftig ab. Vor elf Uhr macht mir Theo an der Villa die Motorradzufahrt auf. Rainer sitzt mit Julia und Hardy beim Kaffeetrinken. Das Paar beendet hier an der Villa seine Reise. Julia startete im Juni letzten Jahres in Alaska und traf ihren Lebensgefährten in Las Vegas, von wo aus sie Mexiko, Mittelamerika Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien und Chile kennenlernten. Ich versuche ihre Ausstrahlung, die sie jetzt kurz vor der Heimkehr verbreiten, zu erfassen. Beide, noch mehr Julia, zeigt Stolz die Unternehmung angegangen zu sein, freut sich aber auch auf die Heimat. Wie werde ich mich in wenigen Monaten fühlen, wenn mein Abenteuer zu Ende ist?

Theo und ich verlassen die Villa gegen zwei. Gegen siebzehn Uhr sind wir wieder in Lo Miranda. Durch das angekündigte Familienfest am See, haben wir uns aus dem Dorf Verpflegung mitgebracht. Rafael hat schon seine Motorradmontur angezogen. Er wird heute Abend noch am See erwartet. Heute Abend sind nur Sebastian, Rafaels jüngster Sohn mit seiner Freundin und wir zu Hause. Bevor wir uns selbst verpflegen können werden wir zu Sebastians Freundin zum Asado eingeladen. Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus, als wir in eine dreigeteilte riesige Scheune eintreten. Lanz Bulldog, mehrere Eicher, International Havester Company, John Deere, ein privates Traktormuseum. Dann folgt Tor Nummer zwei. Allradgetriebene Motorräder, eine originale KTM Rallye Maschine, die den Platz 3 im Jahr 2001 bei der Dakar erreicht hatte, Ein Käfer aus den Sechzigern, ein wohl ebenso alter Volvo. Hinter Tor drei verbergen sich Zerlegte Indien Motorräder eines wohl aus den Zwanziger. Arbeit satt für Generationen brummt Theo in seinen Bart, der im Geiste die Restaurationsaufwand abschätzt. Lange sitzen wir mit der Gastgeberin und ihrer aufgeschlossenen Familie auf der Veranda, werden mit schmackhaftem, auf dem Grill zubereiteten Fleischhappen beköstigt, genießen den Wein vom eigenen Weingut, erzählen über Europa, Südamerika, Machu Pichu und den Kölner Dom. Ich stelle fest, dass die Familienmitglieder, die eine Europatour unternommen haben, mehr von Europa gesehen haben als ich, der die Ziele quasi vor der Haustüre hat. Sebastians Freundin hat uns einen erlebnisreichen Abend geschenkt.

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