26. November 2013 – Dienstag

Der Simmering von Rainers Gabel hat sich gestern auf den Pistenkilometer komplett verabschiedet. Wir hatten in Coyhaique  noch Automatikgetriebeöl kaufen können, welches wohl einem Gabelöl in der Viskosität sehr nahe kommt.
Also nach  geruhsamen Frühstück wird geschraubt. Ich klinke mich aus. Ein Friseurbesuch, den ich zuhause im Vorbereitungsstress nicht nicht mehr geschafft hatte,  wird heute nachgeholt.
Ich:                        Quisiera me lavar y cortar los pelos?
Der Friseur:          Corto o largo?
Ich:                        corte del pelo modern
Los gehts. Ein Wasserstäuber feuchtet meine Haare an. Ein Maschinchen kappt mein seitliches und rückwärtiges Haar. Jetzt kommt eine Schere ins Geschehen. Sektion für Sektion wird bearbeitet. Mein Kopf wird durch sachtes Drücken in seine gewünschte Position gebracht. Durch genaues peilen versucht er eine perfekte Symmetrie zu schaffen.
Ich:                        Bien, mucho bien, bueno trabajo.
Jetzt kommt noch die Haarwäsche, die mir jetzt eigentlich überflüssig vorkommt. Aber im Anblick der Friseurin sehe ich wenig Sinn in ein vertiefendes Gespräch mit dem maestro. 6000 Pesos sind fällig.
Zurück bei den Schraubern sind sie fast fertig mit der Reparatur. Den späten Nachmittag verbringe ich mit Nahrungsbeschaffung und Stadtbummeln.
Eine Öffnung so groß wie ein Garagentor fällt mir in einer Seitenstraße auf. Am Stand dahinter werden Textilien angeboten. Ich peile in die Tiefe der Öffnung, kann aber kein Ende erkennen. Langsam, von Neugierde getrieben, schreite ich in den Basar hinein. Viele Textilien, Kinderspielzeug, Modeschmuckartikel erkenne ich. Ein adrett gekleideter, mittelgroßer, wohl mitte Fünfzig Jahre alter Mann steht am Stand einer Equadorianerin als er mich anspricht. Woher ich käme zunächst in Spanisch. Auf meine  Reaktion hin kommt gebrochenes Englisch hinzu. Ich entnehme dem Wortschwall den Begriff Euro. Mein Hirn rattert. Will der schwarz tauschen? Er sei colector. Er öffnet seinen Rucksack und holt mehrere Ordner heraus, die er mit Einwilligung der Standbetreuerin, auf ihrem Stand ablegt. Beim öffnen der Sammler erblicke ich Geldnoten. Billete de banco todo mundo. Geldscheine sammelt er also. Dann findet er den Ordner mit der Deutschen Mark. Unter den vielen Scheinen erkenne ich eine Note mit der Zahl 3200000 Mark. Stolz nennt er mir die Jahreszahl 1949. Ich staune nicht schlecht über den Inhalt seines Rucksackes, aber warum hat jemand beim Einkauf in einer solchen Umgebung seine Notensammlung dabei? Ich versuche meinen Bummel fortzusetzen, doch ich kann mich von ihm nicht losreißen bevor er mir noch mitteilt, dass sein primero hermano der ministro de mino de Chile ist. Ich bin beeindruckt welche Leute mir die Hand schütteln.
Eigentlich auf der Suche nach Ansichtskarten scheine ich die einzigen in Coyhaique verfügbaren kurz vor Ladenschluss gefunden zu haben. Drei unterschiedliche schwarz weiß Motive habe ich zur Auswahl. Ein Motiv ist für mich völlig nichtssagend. Also die Karten gekrallt und zum Abendessen.
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