28. Dezember 2013 – Samstag

Kurz nach dem Losfahren erreichen wir die für den Vortag angepeilte Zielstadt Neuquen. Sie fesselt uns mit hoher Verkehrsdichte und roter Welle.Es ist heiß, der Himmel wolkenlos, ich transpiriere unter den Motorradsachen. Gerade mal angefahren stoppt uns die nächste Ampel. War doch die Pampa schön. Es scheint, halb Argentinien sei hier unterwegs. Nur sehr langsam verlassen wir den urbanen Bereich. Das lebendige grün weicht dem monotonen Steppenland, hier und da wird Öl aus dem Boden gepumpt. Die Straße steigt sachte an. Ich erreiche eine Art Passhöhe von der sich vor mir weit entfern die Andenkordilliere aufbäumt. Ein Schnappschuss ins hinter mir liegende Steppenland und weiter nach Zapala, das heutige Etappenziel. In der touristisch unterentwickelten Stadt gibt es keine Unterkunft für uns. Die nächste von Garmina prophezeite schein 115 Kilometer entfernt zu sein. Also Gas auf.

Auf Asphalt fahren wir die Ruta Provincial 13 in eine immer lebendiger werdende Andenlandschaft. Rechts unserer Strecke treiben Gauchos eine aus unzähligen Tieren bestehende Rinderherde in einen Ferch, von dem aus sie über Rampen auf Lastwagen verladen werden. Kurven lassen Motorradfeeling aufkommen. Ein Einblick in ein malerisches, saftig grünes, mit einem Wasserlauf durchzogenes Tal zur Linken. Ich erreiche ein kleines Dorf. Eine moderne landwirtschaftliche Anlage mit mehreren Silos, die nicht wirklich in die Szene hier passt, ist wohl der Grund für die befestigte Straße, die ab der Ortsausfahrt in eine Piste schlechter Qualität übergeht. Deutlich langsamer, hochkonzentriert nehme ich die kommenden 70 Kilometer Piste in Angriff. Überholende und entgegenkommende Autos und Lastwagen wirbeln dichte Staubwolken auf. Je nachdem wie der heftige Wind zur Streckenrichtung bläst, kann ich mehr oder weniger lang die Piste nicht sehen. Ich erreiche ein Hochplateau. In der Ferne erkenne ich einen schneebedeckten Vulkankegel. Bevor die Piste mich wieder in tiefere Gefilde führt, durchfahre ich eine wüstenähnliche Sandlandschaft. Mit Grasbüscheln bewachsen Dünen säumen meinen Weg. Langsam verliere ich an Höhe. Große, alte mit dicken Stämmen Araukarien stehen vereinzelt in der Landschaft. Welch ein Kontrast zu der lange erlebten Monotonie der Pampa.

Ich erreiche Villa Pehuenia. Es liegt direkt am Lago Alumine. Ein vom Tourismus lebender Ort. Wir verbringen die Nacht auf dem Camping Munipical. Christian, ein Argentinier, hat in unserer Nachbarschaft seinen Wohnwagen abgestellt, kommt zu mir herüber und fragt nach meiner Herkunft. Ich beginne meine in Spanisch wohl schon recht gut klingende Geschichte von unserem Vorhaben ihm zu erklären. Er hinterfragt auf Spanisch, lässt durchklingen das seine Vorfahren deutschstämmig sind, höre Städtenamen wie Hamburg und Danzig, vom Jahr 1943 wird gesprochen. Es wird dämmerig und mein Zelt ist noch nicht aufgebaut.

Morgens auf dem Weg zur Morgentoilette treffe ich Christian der mich mit einem Guten Morgen begrüßt. Als ich bemerke wie gut er Deutsch spricht, beschwere ich mich, dass er mich mit meinem stümperhaften Spanisch hat erzählen lasse. Er konnte meine Ausführungen verstehen und wollte meine Bemühungen mich in Spanisch auszudrücken honorieren. Leider ist die Zeit zu kurz, um mal Informationen eines Einheimischen über sein Land und die Sicht eines Argentiniers über Europa zu erkunden. Beim Austausch der Emailadressen erfahre ich, dass seine Frau Marmelade herstellt und staube daraufhin noch ein Glas köstlicher Waldfruchtmarmelade ab.

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