Abschiedsfoto mit Anna Maria und Victor. Der Abschied fällt immer etwas schwerer, wenn man sich wohlgefühlt hat. Wie wird das unbekannte Neue? Einiges steht jetzt zur Halbzeit der Reise an. Die Motorräder benötigen eine Inspektion, samt Reifenwechsel. Die Ersatzteile hatten wir bereits aus Deutschland mit in die Überseekiste gepackt und bei Enzo in Valparaiso eingelagert. In Puerto Natales, kurz vor dem Ende der Welt, sprach Rafael, ein Motorradfetischist aus der Nähe von Santiago vor einem Supermarkt Theo auf seine GS 1000 an. Beide fachsimpelten als ich den Einkauf in die Packtaschen lud. Email Adressen wurden ausgetauscht, und Rafael Sprach eine Einladung aus, die auch eine Wartung unserer Motorräder in seiner Werkstatt beinhaltete. Wir sind heute Morgen noch knapp über 400 Kilometer von Rafael entfernt. Nach Theos letzten Mailaustausch stand das Einladungsangebot noch und wir würden mit Freude erwartet.
Trocken, angenehm kühl, blauer Himmel und nett kurvenreich genießen wir die ersten 150 Tageskilometer, um gegen 14 Uhr auf die Ruta 5, eine autobahnähnliche Strecke in Richtung Rancagua abzuzweigen. Der vierspurige Highway ist mit Leitplanken zwischen den Fahrtrichtungen gesichert, scheint aber offensichtlich nicht nur für den Kraftfahrzeugverkehr freigegeben zu sein. In am Standstreifen angrenzenden Ständen werden Obst und Gemüse angeboten, das auf den dahinterliegenden Feldern geerntet wurde. Busse halten auf dem Standstreifen. Die ausgestiegenen Fahrgäste nutzen die größerer Verkehrslücken, um die Fahrbahnen samt der Mittelleitplanke zu überqueren. Drei Chicas zu Fuß und mehrere Fahrradfahrer nutzen den Standstreifen, um vorwärtszukommen. Wir rauschen mit 90 Sachen an ihnen vorbei. Einfahrten zu Wohnhäusern werden vom Standtreifen aus befahren. Lärmschutzwände Fehlanzeige. Das ist schon exotisch.
Rafael ist nicht leicht zu finden. Die Koordinaten, die er uns gesendet hat führen uns bis in das Dorf Lo Miranda. Ich frage den Besitzer einer Tienda nach dem Wohnsitz unseres Freundes . Karin, seine deutschstämmige Frau hatte heute noch in seinem Laden eingekauft. Er beschreibt mir den Weg. Auf Rafaels Farm werden wir herzlichst begrüßt. Sein Pool bietet eine guttuende Abkühlung. Rafael zeigt uns seine geräumige Cabana, die er uns zur Verfügung stellt. Auf seiner Veranda genießen wir Willkommensgetränke und reichhaltige, liebevoll dekorierte Vorspeisen. Danach sind wir zum Abendessen eingeladen. Es tut richtig gut an einer stilvoll gedeckten Tafel mit leckeren, erfrischenden Salaten, Avocados und einer Reisplatte mit Asado, mit lieben Menschen das Mahl zu teilen. Das Tischgespräch handelt vom Motorradfahren, Reiseziele auf dem südamerikanischen Kontinent, speziell in Richtung Atacamawüste, in der Rafael Junior mehrere Jahre gearbeitet hatte und quasi alle dortigen Gegenden schon bereist hat. Rafael Senior beschreibt von den Widrigkeiten auf seinen Alleinreisen, plötzliche Temperaturstürze mit einsetzendem Schneegestöber, das Problem der Tankstellensituation vornehmlich in Argentinien. Aber immer tauchen Auswege auf. Karin kommentiert, sie sei Froh ihren Rafael nach einer jeden Tour wieder Heil zurückbekommen zu haben. Einer der schönsten Abende für mich.