Dakar, heute sind wir live dabei. Der ausgewiesene Zuschauerbereich sollte eine Zone sein, in der die Teilnehmer kurz stoppen müssen, um sich das Befahren des vorgegebenen Streckenverlaufs mit einem Stempel auf ihren Zeitkarten bestätigen zu lassen. Ich bin ein wenig enttäuscht, als an unserem Standort lediglich ein kleines Hindernis, in Form zweier halbmeter hohen Böschungen, die eine fünf Meter breite Piste einschließen, die Vollgasfahrt der Teilnehmer unterbricht. An unserm Standpunkt haben sich zwischen einhundert bis dreihundert Fans angesammelt. Viele Schützen sich mit großen Schirmen gegen die Wüstensonne, es wird gegrillt und gespannt den ersten Champions entgegengefiebert. Zwei Hubschrauber fliegen auf uns zu, unter ihnen eine langgezogene Staubwolke. Die Redbull KTM wird von dem Spanier Marc Roma verzögert und quasi zeitgleich wieder lautstark beschleunigt, um das Hindernis zu überwinden, der Wind trägt noch einige Sekunden das infernale Motorengeräusch und die aufgewirbelte Staubwolke zu uns rüber. Vielleicht 30 Sekunden später wird das gleiche Schauspiel von dem Franzosen Cyril Despres auf seiner Yamaha vorgeführt. Als dritter Motorradfahrer erreicht uns der Spanier Johan Barreda Bort auf einer Honda. Ich knipse schon fleißig, doch zeigt sich später, dass nur wenige Fotos es wert sind Speicherplatz zu blockieren. Trotzdem schicke ich euch heute die größte Anzahl an Fotos, die, so meine ich, die Atmosphäre der Rallye ein wenig wiedergibt. Nicht gezählte Motorradfahrer folgen, bevor wiederum zwei Hubschrauber die führenden Rallyeautos ankündigen. Hinter der als erstes auftauchenden Startnummer 301 im Mini verbirgt sich der Katarer Nasser Al-Attiyah mit dem spanischen Beifahrer Lucas Cruz. Die Autos, bedingt durch die zwei Spuren, schaukeln etwas mehr, als die einspurigen Motorräder, was die führenden in dieser Rallye aber nicht davon abhält einen Deut langsamer die Passage zu nehmen. Der andere Hubschrauber klebt quasi am zweiten Mini mit der Startnummer 300, der von der französischen Rallyeikone Stephane Peterhansel mit dem Landsmann Jean Paul Cottret gesteuert wird. Das dritte Rallyefahrzeug ist ein Hilux von Toyota, der von dem Südafrikaner Giniel de Villiers mit dem Deutschen Copilot Dirk von Zitzewitz durch die Wüste geprügelt wird. Inzwischen treffen abwechselnd Autos, Motorräder und Quads an unseren Viewerpoint. Ich möchte gerne noch einen der mächtigen Servicetrucks hier live erleben. Eine Pause vom anstrengenden Peilen machend, sitze ich in meinem Steckcampingstuhl, trinke lauwarmes Wasser und esse den letzten Pfirsich, als einer der Fans lautstark und entdeckerhaft Camiones ruft. Blitzschnell zücke ich meine Kamera, beschwere meinen Campingstuhl mit dem gewichtigen Tankrucksack und erklettere meinen mit chilenischer Flagge gespickten Ausblickhügel. Die Staubwolke in der Ferne ist nochmals deutlich größer als bei den Rallyeautos, die Umrisse lassen tatsächlich den ersten Rallyetruck erkennen. Ein Kamaz mit dem rein russischen Dreierteam und Steuermann Andrey Karginov verzögert und beschleunigt innerhalb von wenigen Sekunden und überwindet das Hindernis graziler, als wenn zu Hause ein Smart versucht einen Bordstein hochzufahren. Man könnte mit Sicherheit noch weitere Stunden, Teilnehmer der Dakar hier abwarten. Wir wollen aber noch, dass an der La Portada eingerichtete Fahrerlager besuchen.
Es ist alles von Polizisten abgeriegelt. Die Fans können die einkehrenden Rallyeteilnehmer vom, mit mobilen Barrieren gesicherten Straßenrand, beobachten. Innerhalb des mit Maschendrahtzaun gesicherten Camps werden die Fahrzeuge für den nächsten Tag vorbereitet. Es wird unentwegt gearbeitet. Die Freiluftschrauberzonen sind bestens organisiert, nirgendwo scheint Hektik aufzukommen, jeder Handgriff ist hunderte Mal erprobt. Hier wird der Aufwand einer solchen Veranstaltung sichtbar, das Viele Drumherum, um die einzelnen Teilnehmer die Fahrt zu ermöglichen und den Zuschauern, vor allem vor den Fernsehern, das Rallyefeeling nahezubringen. Abends schauen wir in Daniels Fernsehraum was die Rallyeteilnehmer schon alles geleistet hatten, bevor sie unseren Zuschauerpunkt kurz vor Ende der Tagesetappe passierten. Ich empfinde ein wohliges Gefühl heute ein Teil des Spektakels gewesen zu sein.