Das Wetter heute soll relativ gut werden, die nächsten Tage dafür schlechter. So beschließen wir heute zum Canyon Rio Colca aufzubrechen. Lange brauchen wir um aus dem bebauten Bereich von Arequipa herauszukommen. Schon bald hinter dem Zentrumsbereich werden die Läden und Behausungen abenteuerlich. Vor einigen geöffneten Toren stehen provisorisch aufgebockte Autos und Kleinlaster mit demontierten Rädern, Mechaniker liegen unter den Fahrzeugen. Neben der Fahrbahn hört sofort die Befestigung auf. Es staubt und überall liegt Müll herum. Dreirädrige, schmalbrüstig motorisierte Transporträder fahren gefüllt mit Obst und Gemüse oder mit Getränken oder mit anderen Artikeln des täglichen Bedarfs. Eine Reihe von zehn, ich will sie Taxen nennen, zwei Drittel so groß wie ein Trabi, wartet am Straßenrand auf Kundschaft. Zahllose Händler in Zweimeter breiten Läden versuchen Nahrungs- und Genussmittel an Kunden zu verkaufen. Gerne würde ich anhalten, um das Treiben zu fotografieren, doch ich schäme mich, die auf mich armselig wirkende Umgebung für mein Urlaubsalbum zu missbrauchen. Je weiter wir uns durch das Verkehrschaos an den Stadtrand vorkämpfen, desto notdürftiger scheinen die Behausungen, desto mehr Müll verschändelt die Umgebung.
Von Arequipa führt die 34A ständig bergauf. Alte überladene Lastwagen schmeißen dichte schwarze Rußwolken aus den Auspuffen. Ich atme tief ein und halte den Atem beim Überholen an. Die wohlgeteerte Hauptstraße schlängelt sich kurvenreich durch eine karstige Hügellandschaft. Bei einer Pause zeigt Garmina bereits eine Höhe von 3400 Meter an. Ich fühle bei mir bereits seit Arequipa eine Kurzatmigkeit, die sich mit der größeren Höhe noch verstärkt. Das Motorrad ohne Motorkraft zu rangieren oder es vom Seitenständer zu heben strengt mich spürbar an. Die schwarzen Gewitterwolken, die die Sicht auf den Vulkan Chachani verdecken, haben ihre Schleusen geöffnet. Fünfzehn vielleicht auch dreißig Minuten gießt es wie aus Kübeln. Als wir das Hochplateau auf über 4000 Metern befahren reißt langsam die Bewölkung auf. Sonnenstrahlen verdampfen das Wasser auf der Straße. Alejandro, ein 27 jähriger Kolumbianer, den wir vor der Regenschauer überholt hatten, hält neben uns. Wir erfahren, dass seine Weltreise mit der 125er openend sein soll. Erst sei Lateinamerika dran, dann in einem oder zwei Jahren soll es nach Europa gehen. Theo und ich beschließen nicht weiter zurm Canyon zu fahren und hier umzukehren. Auf dem Rückweg halten wir doch im Verkehrsgewühl an, um zu versuchen ein wenig des Chaos aufzunehmen.