02. Februar 2014 – Sonntag

Gegen halb drei in der Nacht werde ich von durch mein offenes Fenster eindringende Andenmusik geweckt. Ich lausche eine Zeit lang den immer ein wenig melancholisch anmutenden Klängen, finde aber keinen neuen Schlaf. Auch das dämmen  der direkt in mein Zimmer hineinleuchtenden Straßenlaterne mit dem Vorhang hilft nicht. Jedes Geräusch auf der Plaza lässt mich aufstehen. Ein Peruaner, der eine Sackkarre über die holprige Straße schiebt, das Klocken harter Schuhsolen von Spätheimkehrern auf dem Weg nach Hause, das Schluchzen einer Senora, die von einem Mann getröstet wird. Ich glaube gerade einzudösen, als sich mein Bett bewegt. Gleich wieder hellwach, stehe ich am Fenster. Die Stromleitungen schwingen noch nach. Das war der erste Erdstoß, den ich auf dieser Reise bewusst wahrgenommen habe.

Heute fahren wir weiter Richtung Westen. Wir überqueren ein letztes Mal ein Hochplateau von über 4000 Meter Höhe. Die Vegetation wird mit jeder Stunde Fahrzeit dünner, die Temperatur steigt stetig an. Eine lange kurvenreiche Abfahrt Richtung Pazifikküste führt uns frühzeitig nach Nazca. Ein im Schatten an seinem Motorrad stehender, telefonierender Einheimischer wird mein Opfer. Als sein Gespräch beendet ist, stelle ich mich ihm vor und frage nach einer Hostalempfehlung. Hilfsbereit schickt er mich zu einem nahegelegenen Hotel. Er merkt mir meine Ablehnung an und geht mit mir ins zweite Hotel. Volltreffer. Wir können die Motorräder direkt vor unserem Bungalow parken und haben eine kleine Veranda, von der wir den üppig bewachsenen Innenhof genießen können. Schnell packen wir etwas Gepäck vom Motorrad und brechen bei hochsommerlichen Temperaturen in Richtung des Aussichtspunkts auf, von dem die Nazca Linien zu sehen sind. Mitten in einer ebenen Geröllwüste, steht  gleich neben der Panamericana ein Besucherturm, den man gegen geringes Eintrittsgeld besteigen kann. Tatsächlich, die Linien der Inka Reliefe erkenne ich bereits nach dem Ersteigen des ersten Podestes. Aus maximal 20 Meter Höhe kann ich, gekühlt von einem heftigen Wüstenwind, zwei ungefähr 100 Meter messende Figuren erkennen. Am Souvenirstand sehe ich auf Ansichtskarten eine weitere dritte Figur, die offensichtlich besser zu erkennen ist, wenn man einen Rundflug über das weitläufige Areal mitmacht.

Wir kehren schnell in die Metropole Nazca zurück, ich entledige mich meiner Motorradkluft, genieße die erfrischenden Früchte, die ich am Marktstand direkt vor dem Hotel geholt habe.

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