05. Februar 2014 – Mittwoch

Dieselgeruch liegt in der Luft. Von der gegenüberliegenden Straßenseite fließt mir eine Flüssigkeit entgegen, die den ansonsten hellgrauen Asphalt pechschwarz einfärbt. Eine Menschentraube schaut gespannt dem Bergungsversuch eines auf dem Dach liegenden Lastwagens zu. Mir zeigt sich der komplette Sattelzug von unten. Der Auflieger war mit einer monströsen Baggerschaufel beladen gewesen, die das komplette Fahrzeug in der Serpentinenkurve umgerissen hatte. Ein zweiter Lastwagen liegt umgekippt dahinter. Von dessen zerborstenen Tank strömt der Diesel zu mir herüber.

Theo und ich unternehmen heute den dritten Versuch den Colca Canyon zu besichtigen. Erstaunlich schnell sind wir aus Arequipa herausgefahren. Wir überholen ein paar Fahrzeuge auf der verkehrsarmen Ruta 34a. Dann sehe ich stehende Fahrzeuge. Südamerikanisch ziehen wir gemächlich an diesen vorbei, werden jedoch gleich von einem Polizisten in eine Lücke zwischen zwei Lastwagen geleitet. Untypisch, denke ich mir. Eine Vierachszugmaschine soll vorziehen. Ich steige vom Motorrad, klettere den Berg hoch, um auf die weiterführende Straße zu blicken. Von dort sehe ich die Unfallstelle. Die Zugmaschine soll den umgestürzten Lastwagen bergen. Nachdem zwei Versuche fruchtlos bleiben, löst sich die Menschentraube in Richtung der stehenden Fahrzeuge hin auf. Die Dieselspuren sind mit reichlich Erde vom Fahrbahnrand abgestreut, die Polizei gibt einseitig den Verkehr frei.

Von der Ruta 34a zweigen wir auf die Ruta 34e. Wir sind bereits über 4000 Meter bevor wir den Abzweig nach Chivay ins Colca Tal passieren. In Arequipa fuhren wir bei sommerlichen Temperaturen und wolkenlosem Himmel los. Je näher wir der Passhöhe von beinahe 5000 Meter kommen, desto mehr friere ich. Aus den Wolken fallen vereinzelte Schneeflocken. Trotz der merklich dünnen Luft, halte ich an der Passhöhe und bitte die jüngste der vier Souvenirverkäuferinnen mich zu fotografieren. Die älteste grölt gleich zu uns, one Dollar, herüber. Die nette junge Seniorita lässt sich das nicht anmerken, versteht meinen gewünschten Bildausschnitt und findet ohne meine Erklärung den Auslöser. Ich schaue mir ihre Waren an, suche aus den Sachen, die mir alle gefallen, eine Mütze und ein Paar Handschuhe aus, die , so meine Chica, garantiert aus Alpacca Wolle und in Peru hergestellt sind. Ich drücke den geforderten Preis abgrundtief, handle noch ein Foto mit ihr heraus, während die Alte immer wieder one Dollar, one Dollar ruft.

Mit meinen Verhandlungen und Fotopausen habe ich ganz meinen Reisepartner Theo vergessen. Der kommt mir, kurz bevor ich unser ausgewähltes Hostal erreiche, bereits vorwurfsvoll entgegengefahren.

Wir beziehen rasch unser Zimmer, verschnaufen kurz bei einem Kaffee und bummeln noch durch Yanque. Ich hoffe morgen einige der hier beheimateten Kondore in Aktion zu sehen, so wie es den Touristen am Ortseigang von Chivay auf deren Wahrzeichen gelobt wird.

Abends beim Essen werden wir von der Hoteldame zu einer Tanzvorführung dreier in Trachten gekleideter Kinder aus dem Dorf eingeladen. Der Tanz soll einen jungen Mann bei der Auswahl seiner Braut darstellen. Überraschenderweise stehen die zwei französischen Gäste und ich plötzlich mit im Tanzgeschehen. Ein netter Tagesabschluss.

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