Schon wieder Wellblechpiste. Doch diesmal fürchte ich nicht, dass mein Motorrad in seine Einzelteile zerlegt wird, nein, ich sitze im Touristenbus. Gegen drei Uhr stand ich auf, um ab kurz vor vier auf den Bus zu warten. Aus meiner Hostelanlage waren weitere zwei Familien für den Trip startklar. Ich stand mal wieder am längsten auf dem Wartegleis, doch man hat mich nicht vergessen. Fast 100 Kilometer ist das Geothermiefeld von San Pedro entfernt. Der Sprinter ist bis auf einen Platz voll. Bevor es zum El Tatio geht, hält Roger, unser Tour Guide und Fahrer, an einer Servicestation. Beim Aussteigen beginnt die Kälte gleich unter meine Kleidung zu kriechen. Minus sieben Grad sind es hier in 4400 Meter Höhe. Zehn Minuten später erreichen wir das erste zu besichtigende Geysirfeld. Mein rein spanischer Guide erklärt offensichtlich den geologischen Hintergrund eines Geysirs und unseren Weg durch den präparierten Sprudelpark. Es ist immer noch absolut dunkel. Ich versuche mit dem Kamerablitz, die bis zu einen Meter hohen Fontänen aufzunehmen. Meist habe ich nur die dichten Dampfschwaden auf dem Foto. Meine Finger frieren trotz der Motorradhandschuhe, die ich im letzen Augenblick noch eingesteckt hatte.
Hinter dem Vulkan Tatio, Namensgeber des Geysirfeldes und das Plateau zu einer Seite hin abschließend, kündigt sich mit einem hellblauen Schimmer der Sonnenaufgang an. Roger hat ein provisorisches Frühstück für seine Truppe auf einer Steinmauer vorbereitet. Der heiße Kaffeebecher bringt wieder Gefühl in meine Finger. Im Bus werden wir zum nicht weit entfernten zweiten Feld chauffiert. Mit weiteren Infos, auch zur versuchten aber gescheiterten Nutzung der Energie, betreten wir das nicht präparierte Feld. Es steigen dichte Dampfschwaden in die eiskalte Luft, überall blubbert heißes Wasser aus Erdlöchern. In der ersten Helligkeit wird die große Anzahl der Erdöffnungen aus denen das heiße Wasser und der Dampf entweicht ersichtlich. Ich gehe durch das mystische Szenario wartend auf mehr Licht für meine Aufnahmen.
Jetzt wird es ernst. Roger hat mich als Längsel, auf das er bei der Weiterfahrt immer warten muss, weil es sich nicht von der Umgebung losreißen will, als den Alemane deklariert. Auf der Fahrt zum Naturbecken ruft er durch den Bus, ob ich auch darin baden wolle. Der von einer eifrigen, kleinen Sprudelquelle gefüllte Bassin, hat Nähe der Quelle 33 Grad, am Abfluss 28 Grad. Das ist mir eigentlich viel zu kühl, gerade bei den immer noch frostigen Außentemperaturen. Doch unsere ganze Truppe beobachtet mich. Ich schlüpfe in die Badehose und genieße das nach zwei Minuten angenehme trübe aber nicht nach Schwefel riechende Bad.
Auf der Rückfahrt zeigt und erklärt uns Roger noch vieles von der hiesigen Natur und steuert noch das Touristenpueblo Machuca an. Trotz meiner leichten Übelkeit kaufe ich dem geschäftstüchtigen Eingeborenen einen überteuerten, frisch gegrillten Fleischspieß ab, der mir gut mundet. Gegen Mittag lädt uns Roger in San Pedro de Atacama aus seinem Touribus um mit der nächsten Truppe das Nachmittagsziel anzusteuern. Ich lege mich erschöpft aber zufrieden nochmal ins Bett.