23. Februar 2014 – Sonntag

Vom Kaktusland ins Rasenmäherland.

Wir starten kurz vor elf. In den letzten Wochen herrschte, wie auf meinen Fotos zu sehen ist, Wüstenlandschaft vor. Bereits nach 30 Kilometer Fahrt Richtung Süden fällt mir der leichte frischgrüne Flaum auf der rechts von mir gelegenen Gebirgskette auf. Doch auch der nahezu wolkenlose Himmel von Tilcara trübt sich immer mehr ein. Nochmals 30 Kilometer weiter wird die Vegetation immer dichter und nicht nur nahe am Flusslauf entlang, sondern soweit meine Augen schauen. Es tut gut die aus der Heimat gewohnte Flora wiederzuhaben. Auf saftigen Weiden grasen Kühe und Pferde. Lautes Vogelgezwitscher erscheint  mir zunächst ungewohnt. Wir fahren an Häusern mit gepflegten Rasenflächen auf großen Grundstücken vorbei.

Bei einer Pause an einem Staubecken, beobachte ich wie Schmetterlinge sich um Blüten streiten. Entfernt von mir sitzen zwei Männer unter einer Plane. Von einem Asado steigen Rauchwolken auf. Einer der Männer beendet sein Gitarrenspiel und wirft mir einen Wink zu. Ich werde eingeladen mit beiden, Vater und Sohn, mich vom üppig belegten Grill zu bedienen. Bei ihnen ist es Brauch, häufig hier den Sonntag mit Asado und einem guten Wein zu verbringen.

Wir befahren die ursprüngliche Ruta 9, die sich extrem kurvig durch die tropisch bewachsenen Berge schlängelt. Leider regnet es auch mitunter heftig. In den Vororten von Salta fahren wir an vielen großzügig gebauten, hochwertigen Gebäuden auf großen Grundstücken vorbei. In den Gärten sehe ich viele Erwachsene beim Asado, während Kinderscharen fröhlich umherlaufen. Einige Gebäude werden als Hostals oder Cabanas genutzt. Das wären schöne Übernachtungsmöglichkeiten, denke ich mir, doch wir wollen heute bis Salta kommen.

Salta, die Stadt beherbergt immerhin mehr als 500 000 Tausend Einwohner, erscheint wie ausgestorben. Ungewohnt schwimmen wir in einer grünen Welle, bis Theo vor einer Straßensperre anhält und in 60 Meter ein Hotel prophezeit. Es wird unsere feudalste Übernachtung aber auch die teuerste. Nach einem entspannten Bad, flanieren wir Richtung Plaza und finden ein gutes Lokal, bei dem wir bei angenehmen Temperaturen beinahe bis Mitternacht verbringen.

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22. Februar 2014 – Samstag

Wir sind im Kaktusland.

Die vielfarbigen Gesteinsfarben der Berge um Purmamarca, Tilcara und Humahuaca stellen einen Höhepunkt hier im Norden von Argentinien dar. Faszinierender als diese finde ich jedoch die vielen in der Landschaft verteilten Riesenkakteen. Wir machen keinen richtigen motorradfreien Tag, sondern sind am frühen Nachmittag aufgebrochen, um die nahe Umgebung zu erkunden. Der Blick von einem Mirrador auf unsere Herbergsstadt Tilcara zeigt das Grün der Oasenstadt in der ansonsten kargen Landschaft. Um noch etwas Kultur mitzunehmen, starten wir durch nach Humahuaca. An der Touristeninformation werden wir von einem Indigo angesprochen. Er erklärt uns den Weg zur Unabhängigkeitsstatue und anderen Kolonialen Bauwerken. Den Weg zu einem Aussichtspunkt, den Theos Reiseführer propagiert, kraxeln wir mit den schweren Motorrädern hoch. Doch wir schauen nur gegen eine hochgewachsene Hecke, hinter der man auf die Stadt hinuntersehen können soll. Etwas enttäuscht beenden wir unser Sightseeing, besuchen in Tilcara die Sonnenterrasse eines Lokals und beobachten das Treiben in der Stadt.

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21. Februar 2014 – Freitag

Unser Motel in Susques liegt gleich an der Stelle, an der die legendäre Ruta 40 von der Ruta 52 abzweigt. Ich erkundigte mich gestern Abend bei Leo, unserem jungen Motel-Manager nach deren Zustand. Er würde von einer Befahrung der Pistenstrecke nach den letzten heftigen Regenfällen nicht empfehlen. Obwohl, als er unsere Geländemotorräder anschaut, damit sollte es möglich sein. In einer unserer ersten Planungen war die Mythos Strecke enthalten. Doch nachdem uns die Strapazen des Pistenfahrens mit den schweren Motorrädern klar wurde, stehen Asphaltstraßen für uns an erster Stelle.

Trotzdem schaue ich jetzt, dieser Piste ein wenig wehmütig hinterher. Wir fahren auf der Ruta 52 Richtung Osten. Kurvenreich geht es durch eine abwechslungsreichen Gebirgslandschaft bis mich eine mehrere zehn Kilometer lange Gerade zur Salitral Grande führt. Die Straße teilt den Salar in einen großen Westteil und einen deutlich kleineren Ostteil.

Fasziniert von der grellen Umgebung versuche ich alles zu speichern. Touristen können an einem aus Salzplatten errichtetem Gebäude sich mit Souvenirs eindecken. Kleine Lamas und andere Figuren aus Salz werden angeboten. Ich entscheide mich für eine frisch aus einem Ofen geholte Empanada. Die schmeckt gut und kann beim Transport nicht zerbrechen. Hinter einem hohen Salzberg entdecke ich eine Ausstellung, in der Tische, Bänke und Säulen aus dem nur für trockene Gegenden geeigneten Werkstoff zu besichtigen sind. Es ist wohl gerade geschlachtet worden, frisches Fleisch hängt zum trocknen auf einer Leine.

Nach der großzügigen Pause am Salar führt die Jama Passstraße motorradfreundlich, kurvig bergan, um nach der Sattelhöhe extrem serpentinig auf etwa 2000 Höhenmeter abzufallen. Schöne Einblicke auf die in die steilen Bergflanken gezauberte Ruta 52 speichere ich im Fotoapparat. Die vielfarbigen Bergketten säumen den Weg bis Tilcara. In dem Touristenpueblo finden wir eine nette Übernachtungsstätte. Beim Bummeln durch den Ort lernen wir Holger, einen aus Füssen stammenden Radtouristen, kennen. Beim Entspannen auf einer Sonnenterasse vergleichen wir die unterschiedlichen Reisebedingungen. Hut ab für die Könige des Reisens, den Radfahrern.

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